Werdeganges des Panzergrenadierbataillon 362

Das Panzergrenadierbataillon 362 wurde im Oktober 1958 aus der Taufe gehoben. Die Erstaufstellung rekrutierte sich aus Einheiten der 1. Gebirgsdivision, der 4. Panzerdivision sowie der 1. Luftlandedivison.

 

Das Bataillon war zunächst der Kampfgruppe C 4, der späteren Panzerbrigade 30 Ellwangen, unterstellt und mit Lkw 1,5 t Unimog ausgerüstet und konnte sich in den Großübungen ULMER SPATZ und WINTERSHIELD I im Jahre 1959 zum ersten Mal bewähren.

 

Die Umrüstung auf den Schützenpanzer HS 30, die 1960 begann, änderte schon bald darauf grundlegend Einsatzgrundsätze, Kampfweise und Gliederungsform des Bataillons. Mit dem gepanzerten Fahrzeug wurde erstmals die panzergrenadiertypische Verbindung von auf- und abgesessener Kampfweise verwirklicht. Die Umstellung wurde 1961 mit der Aufstellung eines Panzerjägerzuges (M 41) abgeschlossen und das Bataillon der 12. Panzerdivision angegliedert.

 

Zwei Jahre später erfolgte die Unterstellung unter die Panzerbrigade 36, die seither militärische Heimat des Verbandes ist.

 

Ausbildungshöhepunkte in den 60er Jahren waren Truppenübungsplatzaufenthalte in Frankreich (Bitche 1962, La Courtine 1964) und das Erreichen des 9. Platzes beim Rommelpreis 1965. Im selben Jahr wurden Patenschaft und Traditionsfahne des ehemaligen Infaterieregiments 110 aus Heidelberg übernommen. Es folgten erste Kontakte zum 1st Battalion of 4th Infantry (US) in Aschaffenburg, die 1971 in den Austausch von Patenschaftsurkunden und bis jetzt zu anhaltender Freundschaft und Zusammenarbeit mündeten.

 

Die 70-er Jahre waren einerseits gekennzeichnet von einer rapiden Modernisierung und Technisierung sowie der Verwurzelung des Bataillons in Walldürn und im nordbadischen Raum.

 

Die Einführung des Schützenpanzers MARDER 1973 brachte eine wesentliche Steigerung von Feuerkraft und Beweglichkeit, stellte aber auch höhere Ansprüche an die Soldaten bezüglich der Beherrschung von Technik und Kampfweise. Übungen und Großübungen häuften sich in den Folgejahren; der Austausch von Kompanien mit der französischen Armee in den Jahren 1975 und 1978 und der Aufenthalt in Shilo/Kanada 1977 waren sicherlich die Glanzpunkte.

 

Patenschaftsübernahmen durch Kompanien mit den Gemeinden Michelstadt, Vielbrunn, Bürgstadt, Collenberg, Faulbach und Dorfprozelten festigten den Platz und das Ansehen des Verbandes in der Region. Darüber hinaus ist das Bataillon mit dem Jägerbataillon 126 patenschaftlich verbunden.

 

Die Heeresstruktur 4 und die Einführung des Waffensystems MILAN Anfang der 80-er Jahre steigerten die Fähigkeit der Panzergrenadiere zum Kampf der verbunden Waffen. Vor allem im Zusammenwirken mit Kampfpanzern stellten sie dies in einer Vielzahl von Übungen unter Beweis.

 

1981 und 1986 folgten erneut Aufenthalte in Shilo/Kanada.

 

Mit der Ausstattung nahezu aller verbundenen Waffensysteme mit modernen Nachtsehgeräten in jüngster Zeit stellt sich das Bataillon nun der Herausforderung des jetzt möglichen 24-Stunden-Kampftages.

 

Panzergrenadier zu sein bedeutet, bei jedem Wetter in der Kampfgemeinschaft und im Umgang mit hochtechnisiertem Gerät jederzeit seinen Mann zu stehen und anspruchsvolle Aufträge zu bewältigen.

 

Panzergrenadiere sind mit Schützenpanzern ausgerüstete Infanteristen, die durch Beweglichkeit und sehr hohe Feuerkraft auszeichnen.

 

Grenadier ist vom italienischen "granata" abgeleitet. Grenadiere waren im 17. Jahrhundert ausgesuchte, besonders mutige und kräftige Mannschaften, die mit dem nicht ungefährlichen Granatwerfen betraut wurden.

 

Die zwei bis drei Pfund schweren Eisenhohlkugeln galt es so weit zu schleudern dass sie nur beim Feind, nicht aber bei der eigenen Truppe Schaden anrichteten. Wegen ihres Muts erhielten die Grenadiere stets schwierigste und ehrenvollste Kampfaufträge.

 

Trotz später Gleichstellung mit der übrigen Infanterie in Verwendung und Bewaffnung blieb Grenadier eine Ehrenbezeichnung für Infanteristen, mit der die Bundeswehr auch ihre Panzergrenadiere bedachte - zu Recht, denn kaum in anderen Verbänden und Einheiten sind die Anforderungen an Soldat und Führer derart vielseitig und hoch wie bei denen der Panzergrenadiere. Hier sind nach wie vor Mut, Härte gegen sich selbst, Umsicht und Tapferkeit gefragte Tugenden.

 

Mit dem Einsatz von Feuerkraft und Beweglichkeit und dem schnellen lagebezogenen Wechsel zwischen auf- und abgesessener Kampfweise sind die Panzergrenadiere heutzutage fähig, in allen Gefechtsarten zu kämpfen und ergänzen sich hervorragend mit Kampf- und Jagdpanzern.

 

Gemäß Schreiben BMVG vom 16. Oktober 1991 wird das PzGrenBtl 362 im Rahmen der organisatorischen Maßnahmen für die Heeresstruktur 5 auf die neue STAN PzGrenBtl Marder B umgegliedert.

 

Gleichzeitig wird die Verlegung des Bataillon mit Teilen PzBtl 361 von Walldürn nach Mellrichstadt befohlen. Bis spätestens 10. April 1993 soll der Vollzug gemeldet werden.

 

Das Bataillon untersteht in der F-Gliederung in jeder Hinsicht dem PzGrenBtl 352.

 

Am 31.12.2008 wird das Panzergrenadierbataillon 362 außer Dienst gestellt.

 

Damit endet die Geschichte der Walldürner Panzergrenadiere und das Andenken an das Bataillon wird als 'Traditionsverband Panzergrenadierbataillon 362 e.V.' in Ehren gehalten!